ODER:
Marie ist als Baby nur für ca. zwei Wochen gekrabbelt und hat diese wichtige Phase nahezu übersprungen. Das Überkreuzen der Körpermittellinie, wie es das Krabbeln trainiert, wurde bei Marie deshalb nicht automatisiert. Auch die gezielte Steuerung der Augen auf den Punkt des schärfsten Sehens konnte Marie nicht vollständig ausbilden. Ein Sehtest beim Augenarzt ergab keine Auffälligkeiten und Marie trägt auch keine Brille. Trotzdem liest sie in der zweiten Klasse stockend und verrutscht mit den Augen häufig innerhalb des Wortes oder in der Zeile. Sie verdreht Buchstaben (b-d) und auch zweistellige Zahlen schreibt sie immer wieder verkehrt herum (75 statt 57). Beim Lernen und bei den Hausaufgaben kann sie sich nur schwer konzentrieren. Sie rutscht auf dem Stuhl herum und findet keine für sie angenehme, stabile Sitzhaltung.
Benjamin hatte im Kindergartenalter zweimal eine Mittelohrentzündung. Kaum dass die eine ausgeheilt war, begann direkt die nächste. Der Hörtest zur Einschulung
war unauffällig und auch im Alltag zeigt Benjamin keine Einschränkungen beim Hören. Jetzt in der dritten Klasse rutschen seine Leistungen im Deutschunterricht deutlich ab. Zwar liest er relativ
flüssig, bei längeren Texten kann er aber am Ende nur schwer sagen, was er gerade gelesen hat. Wenn er eigene Sätze formulieren soll, wirkt er sehr unsicher und bringt er nur wenige Wörter zu
Papier. Benjamin nimmt die feinen Unterschiede in Wörtern nicht wahr (Höre ich einen kurzen oder einen langen
Vokal in "gewinnen"?) und macht deshalb häufig Fehler in der Rechtschreibung. Jetzt in der dritten Klasse wird es für ihn auch immer schwerer, die Arbeitsanleitungen seiner Lehrerin
zu verstehen und sich diese zu merken. Meistens schaut er zu seinem Sitznachbarn und macht ihm alles nach.
Beim Lerntraining im Lesen und Rechtschreiben arbeiten wir in einem Dreierschritt aus
Patrick kommt einmal die Woche für 60 Minuten zum Lerntraining. Er hat entdeckt, dass er seine Aufmerksamkeit besser halten kann, wenn er seine Füße auf ein
Wackelbrett stellt. An "schlechten Tagen" holt er sich gerne noch die Sandschlange und legt sie über seine Knie, dann klappt es mit der Konzentrationsaufgabe zu Beginn der Stunde am Besten. Die
Diagnostik hat ergeben, dass Patrick Förderung in den Bereichen "optisches Gedächtnis" und "akustische Differenzierung" braucht. Dazu arbeitet er mit einem speziellen Hörtrainingsprogramm am PC
und löst Aufgaben, die genauestes Hinhören erfordern. Danach stellt sich Patrick auf das Wackelbrett und lernt mit den Sandsäckchen und Bällen eine neue Übung aus BAL-A-VIS-X (-> hier klicken
für mehr Informationen). Im letzten Teil der Stunde beschäftigt sich Patrick mit dem Wortschatz. Die Aufgaben zur Ableitung von Wörtern mit ä sind heute kein Problem für ihn, denn er hat ja seine
Sinnessysteme zuvor intensiv trainiert.